Victoria Yards - Das neue Maboneng?
Victoria Yards liegt in Lorentzville, einem Vorort von Johannesburg, nicht weit entfernt vom Ellis Park Stadium. Nähert man sich dem Vorort, dann ist man weit entfernt von der Vorstellung, das sich hinter dem Einfahrtstor von Victoria Yards, ein paradiesisches Gelände verbirgt.
Lorentzville, hat bessere Zeiten gesehen. Benannt nach einer Familie aus Pretoria, die sich dort 1892 niedergelassen hat, entwickelte es sich ab 1910 zu einem Vorort des Mittelstandes. Aus der Wohnungsnot dieser Zeit entstanden hier die ersten Vorläufer der heutigen Reihenhäuser, wie man sie auch in anderen Vororten wie Melville, Doornfontein und Troyeville wiederfindet. Heute erkennt man an dem Verfall der Häuser, dass dort Menschen wohnen, die für die Renovierung der Häuser keinen Cent erübrigen können.
Victoria Yards, ein 30,000 m² großes, vormals industrielles Gelände der New York Steam Laundry, liegt mitten in Lorentzville. Direkt gegenüber hat sich Nando’s mit seinem Hauptquartier niedergelassen. Neben Brian Green, Mark Batchelor und zwei Familien hinter Hollard Insurance, ist Nando’s einer der Gesellschafter. Das lässt auf den Nachzug anderer Firmen hoffen, was dem Vorort gut zu Gesicht stehen würde.
JOZI walks, die für die Johannesburg Heritage Foundation eine Tour in Lorentzville durchgeführt haben, bezeichneten jüngst Victoria Yards als ‘New Maboneng’.
Brian Green, dem Ideengeber von Victoria Yards war etwas wichtig, durch das es sich wesentlich von Maboneng unterscheidet und auf lange Sicht unterscheiden wird.
Die Kunstwelt war begeistert von Victoria Yards und so siedelte sich dort die David Baillie Gallery an.
Brian Green aber wollte neben Künstlern auch Handwerker und Kunsthandwerker auf seinem Gelände wiederfinden, um Menschen aus Lorentzville und den umliegenden Vororten, Arbeitsmöglichkeiten und die Chance bieten zu können ihre Fähigkeiten weiter zu entwickeln.
So findet man in Victoria Yards neben Künstlern wie Ayanda Mabulu, James Delaney und Dario Manjate und anderen auch eine Holzwerkstatt für Möbel, eine Metallwerkstatt, eine Glasbläserei, ein Graphik Studio und Kunsthandwerk, wie das Creative Metal Design Studio von Sarah Cronin.
Die Kreativen können sich austauschen, Kooperationen eingehen und sich gegenseitig inspirieren. James Delaney z.B. lässt von Amaya Delmas in ihrem Studio Olwandle drucken.
Gerade die Handwerksbetriebe schaffen Arbeitsplätze und beziehen die Menschen aus der Umgebung von Lorentzville ein und auch das Gartenprojekt bietet eine Möglichkeit sich einzubringen und zu profitieren. Hier werden essbare Blumen, Kräuter und Gemüse angepflanzt, die nebenbei auch noch hübsch aussehen und man das Gefühl bekommt, sich in Großmutters Garten zu befinden, eben im Paradies der Kindheit.
Für das leibliche Wohl ist ebenfalls gesorgt. Auf dem Gelände befindet sich seit kurzem auch eine Mikro Brauerei, Impi Brewing Co, mit leckerem Bier und köstlicher Pizza.
Nico Booysen, der Besitzer erzählte mir von einem Erlebnis, das er mit seinem Vater in Koblenz hatte. Als der ein Schwarzbier serviert bekam, genussvoll trank und begeistert kundtat: “So muss ein Bier schmecken!”, war der Plan, später mal Bier zu brauen, geboren.
Zwar braut Nico Booysen noch kein Schwarzbier, aber das Impi Homestead Lager hat schon mal köstlich geschmeckt. Passend zum Bier und ebenso lekker, ist die Pizza, die man individuell zusammenstellen kann.
Victoria Yards kann und wird nicht das 'New Maboneng' sein, denn die Konzepte und Gegebenheiten der Vororte sind völlig unterschiedlich. Und das ist auch gut so, denn beide Orte sind einzigartig, müssen nicht miteinander konkurieren und sind definitiv jeder für sich ein Gewinn für Johannesburg.
Auch wenn Victoria Yards noch nicht nicht vollständig entwickelt ist, ein Besuch lohnt sich schon jetzt. Wer sichergehen will, dass alle Ateliers geöffnet sind, der besucht am besten die Veranstaltung “First Sundays in the Valley”, die jeden ersten Sonntag des Monats stattfindet.
Ein überdachter Parkplatz befindet sich auf dem Gelände direkt hinter dem großen Tor, vor dem ein Sicherheitsposten die Besucher empfängt.