Spaza Art Gallery - Große Kunst auch mal ganz klein
Künstlerhäuser und Galerien sprießen wie Pilze aus dem Johannesburger Boden. Sie siedeln sich dort an, wo große Räumlichkeiten noch bezahlbar sind und werten ganz nebenbei vernachlässigte Vororte auf. Die Spaza Gallery von Andrew Lindsay macht da nur in einem Punkt eine Ausnahme.
Die Spaza Art Gallery ist kein neuer Pilz, sondern besteht schon seit 2001 und hat sich durch Ausstellungen und verschiedenste Veranstaltungen einen Namen gemacht und damit dem Vorort Troyeville zu Aufmerksamkeit verholfen.
Andrew, der Initiator, lebt seit Jahrzehnten nebenan. Ich treffe ihn zufällig vor dem Tor der Galerie. Eigentlich sollte jetzt geöffnet sein, aber der Schlüsselbeauftragte ist gerade nicht da und so führt mich Andrew oder Drew, wie ihn seine Freunde nennen, durch sein Privathaus auf das Ausstellungsgelände. Der Übergang zwischen privaten Räumlichkeiten und Galerie sind fließend. Sein Haus ist dekoriert mit Bildern und natürlich Mosaiken, für die Andrew bekannt ist und die auch allgegenwärtig auf den Straßen Johannesburgs sind, z.B. im Ellis Park Precinct, Fashion District and in HiIllbrow.
Auf dem Weg ins Ausstellungsgelände zeigt mir Andrew das Cottage, das er an Gäste vermietet. Auch das ist mit Kunst und einzigartigen Mobiliar ausgestattet und fasziniert mich auf Anhieb. Wo in aller Welt findet man noch sowas?
Durch eine Tür gelangen wir auf das eigentliche Galeriegelände. Es wird häufig für Veranstaltungen wie den Sunday Lunch mit vegetarischen Essen und Musik genutzt, aber auch für Lesungen und selbstverständlich für Mosaik Workshops.
Einen Durchgang weiter stehe ich dann inmitten eines Gartens mit dem iThemba Tower.
Ein 20 Meter hoher lahmgelegter Antennenmast dient als Haltestruktur für die 7000 Plastikflaschen, die um den Mast angebracht sind. iThemba bedeutet Vertrauen und Hoffnung. Er soll zum einen auf die Wichtigkeit des Recyclings aufmerksam machen, soll aber auch Symbol für die kollektive Hoffnung auf eine bessere Zukunft sein
Recycling befindet sich in Südafrika leider noch in den Kinderschuhen. Es gibt Ansätze von Mülltrennung in den reicheren im Norden gelegenen Vororte wie Parkhurst, aber der Hauptteil des Recyclings ist aus der Not anderer geboren. Und so kommen die meisten Plastikflaschen von den lokalen informellen Müllsammlern, die diese normalerweise für ein paar Rand Verdienst an öffentliche oder private Recycler verkaufen.
Die Schulen der Nachbarschaft haben ebenfalls mitgesammelt. Dort wurden die Flaschen mit Zetteln bestückt, auf denen die Schüler ihre Hoffnungen und Wünsche schreiben konnten, "like a Message in a Bottle”. An den Schulen entstanden so kleinere Installationen, die dann zu ihrem Standort am iThemba gebracht wurden. Nachts ist er beleuchtet und strahlt symbolisch für die Hoffnung auf eine gute Zukunft.
Initiiert wurde das Projekt durch den Künstler r1, der sich durch viele andere Kunstwerke und-aktionen einen Namen in Johannesburg gemacht hat.
Das restliche Außengelände unterhalb des Turms ist ein Kunstgarten. Er lädt zwischen Mosaiken, Sitzmöbeln, einer Bühne und unzähligen Kunstwerken zum Verweilen ein.
Der iThemba Tower als das größte Kunstwerk auf dem Gelände und hat einen winzigen Gegenpart, nämlich die Streichholzschachtelausstellung.
Verschiedene Künstler haben Streichholzschachteln mit unterschiedlichsten Motiven bemalt und bezeichnet. Schon allein die Vielzahl macht diese Ausstellung besonders. Sie sind käuflich zu erwerben und so kann man ein echtes Kunstwerk für wenig Geld mit nach Hause nehmen.
In dem Verkaufsraum befinden sich neben den Streichholzschachtelkunstwerken (ich liebe die deutsche Sprache für ihre Bandwurmwörter:)) noch weitere kleine Kunstwerke und auch liebevoll gestaltete winzige Kochbücher.
Als ich mich dann endlich losreißen kann, fährt mich Andrew noch zum Ellis House. Eigentlich könnte man diese kurze Strecke auch laufen, aber weil ich den Weg noch nicht kenne und weil Andrew sowieso in diese Richtung fährt, nehme ich sein Angebot gerne an.
19 Wilhelmina Street Troyeville
Johannesburg
@Spaza.Art
Wie mein Besuch im Ellis House verläuft könnt ihr in Kürze lesen. Was ich jetzt schon verraten kann: Ein Besuch ist ein absolutes Muss für Kunstfreunde.