Berlin, Berlin
Berlin ist immer eine Reise wert! Wenn man einen Aufenthalt in Berlin plant, dann muss man sich notgedrungen im Vorfeld einige Gedanken darüber machen, was man dort erleben möchte. Das kulturelle Leben in der Hauptstadt ist so vielfältig und die Veranstaltungen so zahlreich, dass man sonst schier überwältigt ist und am Ende die kleineren, aber durchaus sehens- und erlebenswerten Veranstaltungen verpasst.
Ich habe mich diesmal für zwei Fotoausstellungen, einen Besuch in der Berlinischen Galerie und eine Walking Tour in Kreuzberg entschieden.
Abgestiegen bin ich dieses Mal im Hotel Schulz direkt an der East Side Gallery und gegenüber des Ostbahnhofes. Vom Ostbahnhof aus erreicht man mit den S-Bahnen sehr schnell die Innenstadt und die bekannten Touristenhighlights. Das Hotel ist erst im letzten Jahr eröffnet worden und verfügt über Einzel- und Mehrbettzimmer, wodurch es bei Gruppen sehr beliebt ist. Dennoch ist es in den oberen Etagen ruhig und für Junggebliebene attraktiv.
Bei einem Morgenspaziergang kann man die Überreste der Berliner Mauer mit den schönen Graffitis bewundern, ohne auf die großen Gruppen von Besuchern zu treffen.
Am Ende der East Side Gallery in der Nähe des Warschauer Platzes bin ich dann in die Straßenbahn Richtung Prenzlauer Berg gestiegen, um zur Fotoausstellung im Museum in der Kulturbrauerei zu kommen.
Daniel Biskup zeigt dort seine Fotos, die er zwischen 1990 und 1995 im Osten nach dem Mauerfall gemacht hat. Sie zeigen die freudigen Gesichter der Ostdeutschen, aber auch die nachdenklichen und erzürnten dieser Wendezeit. Die Wende, die Dank erfolgreicher Verhandlungen zwar schnell auf dem Papier vollzogen wurde, brauchte in den Köpfen der Menschen verständlicherweise etwas länger. Die oft maroden Betriebe der DDR waren nun in der Marktwirtschaft nicht mehr lebensfähig und so wurden viel zu viele ehemalige Arbeiter und Angestellte arbeitslos.
Die Angst und der Frust der Menschen und die teilweise absurde Diskrepanz zwischen den Versprechen der Politiker und der Realität im Osten zeigt Daniel Biskup in seinen Fotografien meisterhaft.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 25.08.2019. Das Buch zur Ausstellung gibt es unter ISBN 3-9808726-2-9 . Alle wichtigen Informationen zur Kulturbrauerrei findet man hier https://www.kulturbrauerei.de/
Das Museum über den Alltag in der DDR ist auf dem gleichen Gelände und ist, wie auch die Fotoausstellung, kostenfrei. Also, wenn man sowieso schon dort ist, unbedingt mal reinschauen.
Auf der Rückseite des Berliner Bahnhof Zoo befindet sich das Museum für Fotografie. Wer Helmut Newton und seine Fotos liebt, kommt dort in einer eigenen Ausstellung voll auf seine Kosten. Neben Helmut Newtons Werken, gibt es aber auch eine Ausstellung, die Fotos von Saul Leiter und David Lynch zeigt. Auf fast allen Fotos der drei Künstler geht es um den weiblichen Körper, meist nackt und aus allen möglichen Positionen fotografiert. Teilweise subtil und sensibel, teilweise brutal real oder grotesk.
Die Vielfalt der Bildkompositionen war für mich sehr interessant, aber die oft erotischen und wie ich finde auch teils sexistischen Frauendarstellungen haben mich nicht angesprochen. Die Fotos stammen aus den 70iger und 80iger Jahren und das Frauenbild war in dieser Zeit sichtbar noch ein Anderes.
Um mein Interesse an der modernen Kunst zu bedienen, habe ich mich diesmal für die Berlinische Galerie entschieden. Hier werden Kunstwerke aus Berlin aus der Zeit von 1880 -1980 gezeigt, sowie immer wechselnde Ausstellungen.
Zur Zeit ist die Ausstellung "Underground Architecture" zu sehen. Noch bis zum 20. Mai 2019 kann man mehr über die verschiedenen Stilrichtungen der Architektur der Bahnhöfe Berlins erfahren und mit dem Wissen die nächste Fahrt mit der U-Bahn vielleicht mehr genießen.
Ab dem 04.05. und bis zum 12.08.19 kann man dann in der Berlinischen Galerie die aus Frankfurt kommende Ausstellung “Von Angesicht zu Angesicht” mit Werken von Lotte Laserstein, über die ich in meinen Blog geschrieben haben, sehen.
Eine geführte Walking Tour durch den Kreuzberger Westen hat mein Kulturprogramm abgerundet. Gefunden habe ich die Tour im Vorfeld über get your guide, aber der freundliche und überaus kundige Tourguide Tobias Schwabe ist auch über http://sonderweg-berlin.de/die-stadtfuehrungen/sonderweg-stadtfuehrungen/kreuzberg-61/ direkt zu buchen.
Es ging geschichtlich los am Tempelhofer Flugplatz, zu einem Bauhaus Gebäude ganz in der Nähe und weiter durch die Straßen von Kreuzberg 61, wie der Bezirk früher genannt wurde. Wir sind den Kreuzberg hinaufgestiegen und hatten einen schönen Überblick über die Stadt, der sicherlich bei besserem Wetter noch schöner gewesen wäre.
Die Straßenzüge, durch die wir dann bis zu unserem Tourende durchstreift haben, konnten mit architektonischen Leckerbissen, aber auch mit Greueltaten aufwarten.
Diese Tour war sehr interessant und ich kann nur empfehlen, auch mal abseits der normalen Touristenpfade unterwegs zu sein, um das Leben in einer “fremden” Stadt ein bisschen besser kennenzulernen. In der Bergmannstraße, wo unsere Tour endete, gibt es einige Restaurants und eine Markthalle, sodass man sich um das leibliche Wohl keine Sorgen machen muss.
Ein Kunstgenuss auf der Geschmacksebene war ein Dinner in dem Restaurant Katerschmaus in der Holzmarktstraße 25, fußläufig zum Hotel Schulz und direkt an der Spree. In einer zwanglosen Atmosphäre werden dort Speisen auf hohem geschmacklichen Niveau präsentiert. Die Getränkekarte ist vielfältig und ausgefallen, ebenso wie die jungen, freundlichen und kompetenten Bedienungen. http://www.katerschmaus.de/en
Auch wenn das Bauhaus in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiert, bin ich diesmal nicht ins Bauhaus Archiv https://www.bauhaus.de/de/ gegangen, denn ich werde nach Weimar fahren, um dort das neue Bauhaus Museum zu besuchen. Wenn auch ihr einen Kulturausflug nach Berlin plant und noch nicht im Bauhaus Archiv wart, dann solltet ihr dort unbedingt hin. Es lohnt sich. So wie jeder Besuch in Berlin!